Comic Sans ist eine tolle Schriftart, ihr seid alle nur elitär
Ich habe es gesagt, und ich werde mich auch nicht wiederholen. Es wurde ein Internetmeme [insert Undertale soundtrack here] und Designer kritisieren die typographischen Eigenschaften dieses: Comic Sans (MS). Aber wieso ist es gleichzeitig so geliebt und gehasst? Und was hat es mit dem Elitismus in Kunst zu tun?
Fangen wir ganz von vorne an: 1997 erfand Vincent Connare eine Schriftart für den digitalen Hund im Programm „Microsoft Bob“. Dieser Hund hatte in seinen Sprechblasen die Schriftart „Times New Roman“ gehabt, was Connare unpassend fand, weswegen er, basierend auf handgeschrieben Comic-Büchertexte, eine neue Schriftart kreierte. Diese kam zwar am Ende nicht ins Programm, wurde aber als default Schriftart in jeglichen Microsoft Programmen benutzt. Und da damals, mit der Einführung vom Internet und Computer, keiner einen blassen Schimmer von Graphikdesign hatte, benutzte jeder einfach Comic Sans: Sei es Postkarten oder Berichte über verstorbene Basketballlegenden, Comic Sans war überall.
Bevor wir auf all die Kritik eingehen, wollte ich kurz ein paar positive Dinge über Comic Sans MS angeben, die die meisten nicht wissen:Comic Sans ist für Menschen mit Leserechtschreibschwäche (LRS)/Legasthenie/Dyslexie (sind alle ähnliche Lernbehinderungen) sehr gut geeignet. Auch wenn es einige andere lesefreundliche Sans-Schriftarten gibt, ist Comic Sans einer der einzigen, die in fast jedem Schreibprogramm existiert, und auch die bekannteste. Sie wird sogar von der British Dyslexia Association sowie dem Dyslexia Associaton of Ireland als „dyslexiefreundlich“ eingestuft, was auch einer der Gründe ist, weswegen diese so häufig in Schulen verwendet werden (I mean, wie viele Arbeitsblätter, Klassenzimmernummern oder Sachtexte habt ihr bekommen, die in der Schriftart Comic Sans ist?). Verdammt, sogar mein Erasmus+ Zertifikat, welches ich von der Europäischen-Union bekommen habe, ist in Comic Sans. Ich hab nicht mal Dyslexie, oder jegliche Leseschwäche, und sogar mir kam es einfacher vor, diesen ellenlangen Text besser zu lesen. Schau mal genau hin, ist das „d“ einfach nur ein gespiegeltes „b“? Nein, daher können Menschen mit Leseschwächen, die manchmal Buchstaben verdrehen, trotzdem ähnliche Buchstaben auseinander halten (natürlich nur mit etwas Übung). Daher ist es objektiv gesehen nicht nur eine leicht zugängliche Schrift, die fast jeder auf seinem Schreibprogramm der Wahl hat, sondern auch wissenschaftlich bewiesen einfacher zu lesen, da jeder Buchstabe so einzigartig ist. Damit ist im Kontext der Lesbarkeit, was ja eigentlich eines der wichtigsten Aspekte von Schriftarten ist, Comic Sans eine sehr gute Schriftart. Auch, dass in dem originalen Windows 95 System die Schriftart alesiert war (also stark verpixelt) und sich dabei Comic Sans am lesbarsten durchsetzte, ist ein Argument für seine Lesbarkeit. Aber das sind jetzt wieder so lala-Argumente, die schwächer sind, weil es auch andere lesefreundliche Schriftarten gibt und fast niemand mehr Windows 95 benutzt, daher fokussieren wir und mal auf andere Aspekte.
Nach Connare soll Comic Sans eine „goofy“ und lustige Schriftart sein, die die Handschrift einer Person imitieren soll. Daher finden es anscheinend viele problematisch, es für seriöse Themen benutzen zu würden. Was so… dumm ist? Hä? Was macht es für einen Unterschied, ob ich über 9/11 oder nigerianische weibliche Genitalverstümmelung in Comic Sans oder Arial schreibe? Warum sollte das irgendjemanden beleidigen? Ich weiß nicht, ob ich einfach ein empathieloser Idiot bin, aber wenn ich ermordet werden würde, würde es mir sowas von am Arsch vorbeigehen, in welcher Schriftart meine Beerdigungseinladung oder Grabstein stehen würde. Seit wann diktiert die Schriftart die Seriosität einer Meinung oder Sache? Natürlich passt es äStHeTIscHeR, eine „seriösere“ Schriftart zu nehmen. Aber andererseits ist es doch nicht offensive, wenn ein alter Opi, der kein Plan von Formatierung hat, seine Trauerwünsche an seine verstorbene Frau in Comic Sans abtippen würde. Und was ist mit Leuten, die die Schriftart einfach schön finden, und deswegen alles darin schreiben? Müssen die jetzt ihre Präferenzen ändern, nur weil Person XY meinte, das Calibri eher nach islamistischen Terrorismus schreit als Cooper?
Es ist rational gesehen ein sinnloses Argument und basierend auf ein Bauchgefühl eines oder mehrerer Individuen, welches nicht diskutieren kann, welche Schriftart objektiv gesehen ethisch verwerflich für ein Thema ist und welche nicht. Somit gilt das Argument der Seriosität nicht, denn auch wenn Comic Sans „goofy“ aussehen soll, ist es am Ende des Tages nur eine subjektive Interpretation des Betrachters, und objektiv gesehen ist es nur eine x-beliebige, leicht-lesbare und zugängliche Schriftart, die vielen gefällt, kein Vermittler einer subliminalen Nachricht.
Aber natürlich kommen nun viele Künstler, die Comic Sans absolut HASSEN, und stattdessen zehn verschiedene Schriftarten haben, die alle gleich aussehen (niemand kann mir sagen, das Century Gothic und Kalinga nicht beinahe identisch sind). Diese Typographen, wie man Schriftart-Künstler nennt, kritisieren, das Comic Sans „nicht balanciert“ sei oder der „f“ Strich zu lang wäre und damit „fo“ einen komischen Abstand hätte. Und auch wenn dies Regeln dieser Kunstform sind, wie Proportionen beim Menschenzeichnen oder Farbtheorie bei Landschaftsmalerei,…sind es keine Dogmas??? Regeln in der Kunst sind gedacht, um erlernt und intentionell gebrochen zu werden. Ist der Kunststil von Cartoons wie SpongeBob oder Animes wie Sailor Moon jetzt auch „hässlich“ oder „unseriös für das Thema“, nur weil es handgemalt und nicht konform der Kunstregeln sind? Bojack Horsemann hat einen absichtlich „hässlicheren“ und kindlicheren Zeichenstil, jedoch behandelt es Themen wie Alkoholsüchte und Kindheitstraumata, niemand meint da, dass man, wie Leonardo DaVinci selber, jede Figur hyperrealistisch und den Kunstregeln konform malen muss, damit man das Thema ernst nehmen kann. Oder das Bojack Horsemann objektiv gesehen „falsche & hässliche Kunst“ wäre und korrigiert werden muss. Dieser Gedanke, dass nur „fotorealistische“ oder „perfekt ausgeglichene“ Kunst „gute/schöne/seriöse/angemessene“ Kunst sei ist Unsinn. Typographie ist eine Form der Kunst, Connare ist der Picasso dieser: abstrakte und nicht-konforme Werke sind sein Ding. Aber wenn Picasso Menschen komplett unrealistisch malt, ist ER ein Genie -_- Der Kunststil kann komplementär zur Kernaussage sein (Bojack Horsemanns kindlicher Kunststil — tiefgründige, schwierige Erwachsenenthemen), ohne diese Kernaussage zu ruinieren. Es. Ist. Möglich.
Es gibt sogar ganze Bewegungen wie die „Ban Comic Sans“-Bewegung, die von Dave und Holly Combs erfunden wurde. Diese zwei Menschen haben geheiratet und zwei Kinder bekommen, weil sie beide die Gemeinsamkeit teilen, Comic Sans zu hassen. Wtf? Und Buddy, Menschen sterben, und du setzt dich gegen die Nutzung von Comic Sans ein, als ob es ein Symbol von den Massenmorde der indigenen Völker Amerikas wäre??? Hören sich diese Menschen überhaupt selber zu??? Wie kann ein menschliches Wesen so wütend darüber sein, dass irgendeine Person das Menü seines Restaurants oder die Vermisstenanzeige seiner Katze in Comic Sans schrieb. Warum juckt es diese Menschen so sehr, dass andere Leute nicht dieselben Präferenzen teilen, wie sie?
Das kommt vielleicht etwas blöd, weil ich gerade gefühlt einen ganzen Roman schreibe, in dem ich auch so wütend darüber bin, dass Leute über Comic Sans wütend sind, aber hier geht es nicht nur um Comic Sans, sondern um ein allgemeines Problem in der Kunst-Community, was ich zuvor erwähnt: „Elitismus“. Dass nur eine gewisse Gruppierung an Künstlern und deren Kunstform und -regeln gelten, und Jeder, der da nicht zu gehört, keine „wahre“ oder „schöne“ Kunst betreibt. Vielleicht fiel es dem ein oder anderem auf, aber ich benutzte eine Menge Gänsefüßchen bei Begriffen wie „seriös, unseriös, falsch, richtig, schön, hässlich, etc.“, weil all diese relativ sind und nie auf empirische Fakten sondern subjektive Präferenzen basieren, daher nicht faktisch gesagt werden können.
Ob ein Stück Butter, was ich gegen eine Wand werfe, als Kunst zählt oder nicht, oder schön oder hässlich ist, oder angemessen für die Repräsentation eines schwierigen Thema ist oder nicht, entscheide ich als Betrachter, nicht die Mehrheit oder ein König oder die verdammte Kunstpolizei. Und ob Comic Sans eine schöne, seriöse Schriftart ist, die ich gerne benutze, entscheide auch ich, und wenn es jemanden nicht gefällt, soll es dass doch nicht. Wenn all meine Gedanken und Recherche hier nun als sinnlos gilt, weil ich sie in Comic Sans schrieb, dann sollen sie es doch sein. Mir geht es doch nicht darum, ob irgendeiner Seele es gefällt, was ich wie schreibe oder formatiere. Ich glaube das 70% der Leser nach der 30. Zeile aufgehört haben, diesen ellenlangen Beitrag zu lesen, und dass ist okay. Jeder darf selber für sich entscheiden, was er schön oder toll findet, und wenn es meine Arbeit nicht ist, kann ich niemanden dazu zwingen oder mich selber ändern, um anderen zu gefallen.
Als Künstler, sei es Autor oder Designer, habe ich immer ein Recht darauf, meine Kunst so zu gestalten, wie sie MIR gefällt und MIR am besten vorkommt. Und sich sinnlos darüber lustig zu machen, es unseriös oder beleidigend zu nennen oder ganze Gegen-Kampagnen zu starten, als ob Comic Sans verdammter Rassismus wäre, ist bescheuert und lässt einen einfach nur dumm dastehen. Ich toleriere jegliche Schriftart, solange sie lesbar ist, und finde es okay, wenn andere Comic Sans hässlich finden. Ich finde auch die Gutenberg-Schriftart schrecklich: Das „Z“ sieht manchmal aus wie ein verdammtes „B“! Man kann niemanden dazu zwingen, was zu hassen oder zu lieben, und objektive Argumente gegen Comic Sans gibt es nicht, lustigerweise gibt es nur wissenschaftlich bewiesene positive Argumente für diese Schriftart, auch wenn das jetzt nicht bedeutet, dass jeder Comic Sans benutzen und lieben muss, sondern nur, dass Comic Sans eine Existenzberechtigung als Schriftart hat und nicht verbannt werden sollte. Liebt es oder hasst es, es ist eure Meinung und niemand muss sich um diese scheren, weil sich die Welt nicht um dich dreht.
Denn Leute, am Ende des Tages heißt es immer:„Leben und leben lassen, Carpe Diem, Amor Fati, und andere tiefgründige Sprüche, die diesem Artikel ein positives Ende verliehen sollen!“ =3
Ich habe es gesagt, und ich werde mich auch nicht wiederholen. Es wurde ein Internetmeme [insert Undertale soundtrack here] und Designer kritisieren die typographischen Eigenschaften dieses: Comic Sans (MS). Aber wieso ist es gleichzeitig so geliebt und gehasst? Und was hat es mit dem Elitismus in Kunst zu tun?
Fangen wir ganz von vorne an: 1997 erfand Vincent Connare eine Schriftart für den digitalen Hund im Programm „Microsoft Bob“. Dieser Hund hatte in seinen Sprechblasen die Schriftart „Times New Roman“ gehabt, was Connare unpassend fand, weswegen er, basierend auf handgeschrieben Comic-Büchertexte, eine neue Schriftart kreierte. Diese kam zwar am Ende nicht ins Programm, wurde aber als default Schriftart in jeglichen Microsoft Programmen benutzt. Und da damals, mit der Einführung vom Internet und Computer, keiner einen blassen Schimmer von Graphikdesign hatte, benutzte jeder einfach Comic Sans: Sei es Postkarten oder Berichte über verstorbene Basketballlegenden, Comic Sans war überall.
Bevor wir auf all die Kritik eingehen, wollte ich kurz ein paar positive Dinge über Comic Sans MS angeben, die die meisten nicht wissen:Comic Sans ist für Menschen mit Leserechtschreibschwäche (LRS)/Legasthenie/Dyslexie (sind alle ähnliche Lernbehinderungen) sehr gut geeignet. Auch wenn es einige andere lesefreundliche Sans-Schriftarten gibt, ist Comic Sans einer der einzigen, die in fast jedem Schreibprogramm existiert, und auch die bekannteste. Sie wird sogar von der British Dyslexia Association sowie dem Dyslexia Associaton of Ireland als „dyslexiefreundlich“ eingestuft, was auch einer der Gründe ist, weswegen diese so häufig in Schulen verwendet werden (I mean, wie viele Arbeitsblätter, Klassenzimmernummern oder Sachtexte habt ihr bekommen, die in der Schriftart Comic Sans ist?). Verdammt, sogar mein Erasmus+ Zertifikat, welches ich von der Europäischen-Union bekommen habe, ist in Comic Sans. Ich hab nicht mal Dyslexie, oder jegliche Leseschwäche, und sogar mir kam es einfacher vor, diesen ellenlangen Text besser zu lesen. Schau mal genau hin, ist das „d“ einfach nur ein gespiegeltes „b“? Nein, daher können Menschen mit Leseschwächen, die manchmal Buchstaben verdrehen, trotzdem ähnliche Buchstaben auseinander halten (natürlich nur mit etwas Übung). Daher ist es objektiv gesehen nicht nur eine leicht zugängliche Schrift, die fast jeder auf seinem Schreibprogramm der Wahl hat, sondern auch wissenschaftlich bewiesen einfacher zu lesen, da jeder Buchstabe so einzigartig ist. Damit ist im Kontext der Lesbarkeit, was ja eigentlich eines der wichtigsten Aspekte von Schriftarten ist, Comic Sans eine sehr gute Schriftart. Auch, dass in dem originalen Windows 95 System die Schriftart alesiert war (also stark verpixelt) und sich dabei Comic Sans am lesbarsten durchsetzte, ist ein Argument für seine Lesbarkeit. Aber das sind jetzt wieder so lala-Argumente, die schwächer sind, weil es auch andere lesefreundliche Schriftarten gibt und fast niemand mehr Windows 95 benutzt, daher fokussieren wir und mal auf andere Aspekte.
Nach Connare soll Comic Sans eine „goofy“ und lustige Schriftart sein, die die Handschrift einer Person imitieren soll. Daher finden es anscheinend viele problematisch, es für seriöse Themen benutzen zu würden. Was so… dumm ist? Hä? Was macht es für einen Unterschied, ob ich über 9/11 oder nigerianische weibliche Genitalverstümmelung in Comic Sans oder Arial schreibe? Warum sollte das irgendjemanden beleidigen? Ich weiß nicht, ob ich einfach ein empathieloser Idiot bin, aber wenn ich ermordet werden würde, würde es mir sowas von am Arsch vorbeigehen, in welcher Schriftart meine Beerdigungseinladung oder Grabstein stehen würde. Seit wann diktiert die Schriftart die Seriosität einer Meinung oder Sache? Natürlich passt es äStHeTIscHeR, eine „seriösere“ Schriftart zu nehmen. Aber andererseits ist es doch nicht offensive, wenn ein alter Opi, der kein Plan von Formatierung hat, seine Trauerwünsche an seine verstorbene Frau in Comic Sans abtippen würde. Und was ist mit Leuten, die die Schriftart einfach schön finden, und deswegen alles darin schreiben? Müssen die jetzt ihre Präferenzen ändern, nur weil Person XY meinte, das Calibri eher nach islamistischen Terrorismus schreit als Cooper?
Es ist rational gesehen ein sinnloses Argument und basierend auf ein Bauchgefühl eines oder mehrerer Individuen, welches nicht diskutieren kann, welche Schriftart objektiv gesehen ethisch verwerflich für ein Thema ist und welche nicht. Somit gilt das Argument der Seriosität nicht, denn auch wenn Comic Sans „goofy“ aussehen soll, ist es am Ende des Tages nur eine subjektive Interpretation des Betrachters, und objektiv gesehen ist es nur eine x-beliebige, leicht-lesbare und zugängliche Schriftart, die vielen gefällt, kein Vermittler einer subliminalen Nachricht.
Aber natürlich kommen nun viele Künstler, die Comic Sans absolut HASSEN, und stattdessen zehn verschiedene Schriftarten haben, die alle gleich aussehen (niemand kann mir sagen, das Century Gothic und Kalinga nicht beinahe identisch sind). Diese Typographen, wie man Schriftart-Künstler nennt, kritisieren, das Comic Sans „nicht balanciert“ sei oder der „f“ Strich zu lang wäre und damit „fo“ einen komischen Abstand hätte. Und auch wenn dies Regeln dieser Kunstform sind, wie Proportionen beim Menschenzeichnen oder Farbtheorie bei Landschaftsmalerei,…sind es keine Dogmas??? Regeln in der Kunst sind gedacht, um erlernt und intentionell gebrochen zu werden. Ist der Kunststil von Cartoons wie SpongeBob oder Animes wie Sailor Moon jetzt auch „hässlich“ oder „unseriös für das Thema“, nur weil es handgemalt und nicht konform der Kunstregeln sind? Bojack Horsemann hat einen absichtlich „hässlicheren“ und kindlicheren Zeichenstil, jedoch behandelt es Themen wie Alkoholsüchte und Kindheitstraumata, niemand meint da, dass man, wie Leonardo DaVinci selber, jede Figur hyperrealistisch und den Kunstregeln konform malen muss, damit man das Thema ernst nehmen kann. Oder das Bojack Horsemann objektiv gesehen „falsche & hässliche Kunst“ wäre und korrigiert werden muss. Dieser Gedanke, dass nur „fotorealistische“ oder „perfekt ausgeglichene“ Kunst „gute/schöne/seriöse/angemessene“ Kunst sei ist Unsinn. Typographie ist eine Form der Kunst, Connare ist der Picasso dieser: abstrakte und nicht-konforme Werke sind sein Ding. Aber wenn Picasso Menschen komplett unrealistisch malt, ist ER ein Genie -_- Der Kunststil kann komplementär zur Kernaussage sein (Bojack Horsemanns kindlicher Kunststil — tiefgründige, schwierige Erwachsenenthemen), ohne diese Kernaussage zu ruinieren. Es. Ist. Möglich.
Es gibt sogar ganze Bewegungen wie die „Ban Comic Sans“-Bewegung, die von Dave und Holly Combs erfunden wurde. Diese zwei Menschen haben geheiratet und zwei Kinder bekommen, weil sie beide die Gemeinsamkeit teilen, Comic Sans zu hassen. Wtf? Und Buddy, Menschen sterben, und du setzt dich gegen die Nutzung von Comic Sans ein, als ob es ein Symbol von den Massenmorde der indigenen Völker Amerikas wäre??? Hören sich diese Menschen überhaupt selber zu??? Wie kann ein menschliches Wesen so wütend darüber sein, dass irgendeine Person das Menü seines Restaurants oder die Vermisstenanzeige seiner Katze in Comic Sans schrieb. Warum juckt es diese Menschen so sehr, dass andere Leute nicht dieselben Präferenzen teilen, wie sie?
Das kommt vielleicht etwas blöd, weil ich gerade gefühlt einen ganzen Roman schreibe, in dem ich auch so wütend darüber bin, dass Leute über Comic Sans wütend sind, aber hier geht es nicht nur um Comic Sans, sondern um ein allgemeines Problem in der Kunst-Community, was ich zuvor erwähnt: „Elitismus“. Dass nur eine gewisse Gruppierung an Künstlern und deren Kunstform und -regeln gelten, und Jeder, der da nicht zu gehört, keine „wahre“ oder „schöne“ Kunst betreibt. Vielleicht fiel es dem ein oder anderem auf, aber ich benutzte eine Menge Gänsefüßchen bei Begriffen wie „seriös, unseriös, falsch, richtig, schön, hässlich, etc.“, weil all diese relativ sind und nie auf empirische Fakten sondern subjektive Präferenzen basieren, daher nicht faktisch gesagt werden können.
Ob ein Stück Butter, was ich gegen eine Wand werfe, als Kunst zählt oder nicht, oder schön oder hässlich ist, oder angemessen für die Repräsentation eines schwierigen Thema ist oder nicht, entscheide ich als Betrachter, nicht die Mehrheit oder ein König oder die verdammte Kunstpolizei. Und ob Comic Sans eine schöne, seriöse Schriftart ist, die ich gerne benutze, entscheide auch ich, und wenn es jemanden nicht gefällt, soll es dass doch nicht. Wenn all meine Gedanken und Recherche hier nun als sinnlos gilt, weil ich sie in Comic Sans schrieb, dann sollen sie es doch sein. Mir geht es doch nicht darum, ob irgendeiner Seele es gefällt, was ich wie schreibe oder formatiere. Ich glaube das 70% der Leser nach der 30. Zeile aufgehört haben, diesen ellenlangen Beitrag zu lesen, und dass ist okay. Jeder darf selber für sich entscheiden, was er schön oder toll findet, und wenn es meine Arbeit nicht ist, kann ich niemanden dazu zwingen oder mich selber ändern, um anderen zu gefallen.
Als Künstler, sei es Autor oder Designer, habe ich immer ein Recht darauf, meine Kunst so zu gestalten, wie sie MIR gefällt und MIR am besten vorkommt. Und sich sinnlos darüber lustig zu machen, es unseriös oder beleidigend zu nennen oder ganze Gegen-Kampagnen zu starten, als ob Comic Sans verdammter Rassismus wäre, ist bescheuert und lässt einen einfach nur dumm dastehen. Ich toleriere jegliche Schriftart, solange sie lesbar ist, und finde es okay, wenn andere Comic Sans hässlich finden. Ich finde auch die Gutenberg-Schriftart schrecklich: Das „Z“ sieht manchmal aus wie ein verdammtes „B“! Man kann niemanden dazu zwingen, was zu hassen oder zu lieben, und objektive Argumente gegen Comic Sans gibt es nicht, lustigerweise gibt es nur wissenschaftlich bewiesene positive Argumente für diese Schriftart, auch wenn das jetzt nicht bedeutet, dass jeder Comic Sans benutzen und lieben muss, sondern nur, dass Comic Sans eine Existenzberechtigung als Schriftart hat und nicht verbannt werden sollte. Liebt es oder hasst es, es ist eure Meinung und niemand muss sich um diese scheren, weil sich die Welt nicht um dich dreht.
Denn Leute, am Ende des Tages heißt es immer:„Leben und leben lassen, Carpe Diem, Amor Fati, und andere tiefgründige Sprüche, die diesem Artikel ein positives Ende verliehen sollen!“ =3
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